Bericht

Industrie 4.0

Im April 2021 war es wieder so weit: Der Fortschrittsbericht 2021 der Plattform Industrie 4.0 wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie herausgegeben.  Die Überschrift lautet „Industrie 4.0 gestalten. Wenn Vision Realität wird.“

In dem Fortschrittsbericht wird der aktuelle Arbeitsstand des Leitbildes 2030 erläutert. Wer sich erstmal grundlegend dazu informieren möchte: Hier geht es zum interaktiven Leitbild 2030 der Plattform Industrie 4.0. Es gibt einen guten Überblick, was unter den drei Begriffen Souveränität, Interoperabilität und Nachhaltigkeit hinsichtlich Industrie 4.0 verstanden wird.

Dieses Jahr stehen die Themen „digitaler Zwilling“ und „GAIA-X“ vor dem breiten Einsatz in der Industrie. Das Ziel, durch die Vernetzung einzelner smart factories umfassende, digitale Ökosysteme aufzubauen, rückt in greifbare Nähe. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Bewältigung des Klimawandels durch nachhaltige Lösungen.

Die Plattform Industrie 4.0 als lebendiges Netzwerk vermeldet Erfolge in allen drei Handlungssträngen.

Freiheit für fairen Wettbewerb
Souveränität: Unabhängige Entscheidungen treffen und digitale Geschäftsmodelle selbstbestimmt im fairen Wettbewerb betreiben.

Grundlage dafür ist eine digitale Infrastruktur, die allen Teilnehmern zugänglich ist. Dazu läuft das Projekt GAIA-X. Mit GAIA-X existiert ein Vorschlag, wie die kommende Generation einer Dateninfrastruktur für Europa aussehen kann. Die sichere und vernetzte Struktur soll Daten und Dienste verfügbar machen. Aktuell engagieren sich über 600 Teilnehmende aus ca. 400 Unternehmen und Organisationen. Im Februar 2021 wurde die GAIA-X Association in Form einer internationalen Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht gegründet. Das Projekt geht damit aus der Konzeptphase nun in die Umsetzung.

Sicherheit und Technologieentwicklung stützen die Souveränität
Die Arbeitsgruppe „Technologie- und Anwendungsbeispiele“ leistet einen wichtigen Beitrag, indem sie Industrie 4.0-Szenarien weiterentwickelt. Denn natürlich bleibt das Know-how der Industrie ein wichtiger Faktor für den internationalen Erfolg. Es muss allerdings mit digitalen Technologien ergänzt werden, um die industrielle Wertschöpfung auch in Zukunft zu prägen. Geleitet wird die Gruppe von Johannes Kalhoff von Phoenix Contact, einem Partner des Centrum Industrial IT. Kürzlich erschien hier die englischsprachige Veröffentlichung zum nahtlosen und dynamischen Engineering von Anlagen.

Die Arbeitsgruppe „Sicherheit vernetzter Systeme“ entwirft grundlegende Konzepte, Handlungsempfehlungen und konkrete Anwendungsbeispiele für den angemessenen Schutz von Daten. Damit erarbeitet sie eine der wichtigsten Voraussetzungen, um digitale Ökosysteme Realität werden zu lassen. Geleitet wird diese Gruppe von Michael Jochem, tätig bei der Robert Bosch GmbH, ebenfalls Partner des Centrum Industrial IT. Ende 2020 wurde das Diskussionspapier „Sicherer Downloadservice“ veröffentlicht. Es beschreibt, wie ein sicherer Bezug von Produktinformationen eines Herstellers durch einen Integrator umgesetzt werden kann.

Zusammenarbeit aller Akteure
Interoperabilität: Unternehmen vernetzen sich über Branchengrenzen hinweg und gestalten neue Geschäftsmodelle.

Diese dezentral organisierten Ökosysteme kommunizieren nach vorgegebenen Regeln und Standards. Hier ist vor allem die Arbeitsgruppe „Referenzarchitekturen, Standards und Normung“ der Plattform Industrie 4.0 zu nennen.

Das Konzept der Verwaltungsschale bzw. des digitalen Zwillings wird mehr und mehr in die Praxis überführt. Das zeigen auch unsere Aktivitäten zum Thema digitaler Zwilling.

Ein Meilenstein 2020 war die Gründung der Nutzerorganisation „Industrial Digital Twin Association -IDTA“. Der Verein wird die Verwaltungsschale (Asset Administration Shell – AAS) in die breite Umsetzung tragen und damit erheblich zu dem Erfolg von Industrie 4.0 beitragen.

Weitere Themen unter der Überschrift Interoperabilität sind rechtliche Rahmenbedingungen in Bezug auf Blockchain-Technologien oder künstliche Intelligenz. Damit die praktische Seite nicht zu kurz kommt, beteiligt sich die Plattform Industrie 4.0 am KI-Reallabor in der SmartFactoryOWL in Lemgo.

Das Centrum Industrial IT unterstützt aktuell den Partner Emerson bei dem Projekt „Intelligente Druckluftsteuerung und Leckagendetektion“.

Gesellschaftliche Werte sichern
Nachhaltigkeit: Industrielle Wertschöpfung sichert langfristig Arbeitsplätze, fördert Mitbestimmung und rückt Umwelt- und Klimaschutz in den Fokus.

Themen der Nachhaltigkeit von Industrie 4.0 sind gute Arbeit und Bildung, Klimaschutz und zirkuläre Wirtschaft sowie gesellschaftliche Teilhabe. Änderungen, die mit Industrie 4.0 einhergehen, werden einen großen Teil unserer Gesellschaft betreffen. Deshalb fokussieren sich Bildungsverantwortliche auf Fragen zu agilem Arbeiten, künstlicher Intelligenz und Lernkultur. Veröffentlichungen setzen Impulse und regen zu Diskussionen an, z.B. das Impulspapier „Agiles Arbeiten“. Darauf aufbauend wird eine Reihe von Web-Seminaren angeboten.

Mit digitalen Geschäftsmodellen starten
Leitbild-übergreifend steht das Thema „Umsetzung und Digitale Geschäftsmodelle“ für die Anwendung in konkreten Projekten. Noch in diesem Jahr sollen Ergebnisse veröffentlicht werden, die die Erfolgsfaktoren von digitalen Ökosystemen in der Produktion analysieren.

Wir sind gespannt und halten Sie weiter auf dem Laufenden.

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