Bericht

Forscher folgen der Sonne

Vom 5. bis zum 7. Juni richtet die AICommunityOWL ihren ersten Online-Hackathon aus. Dabei unterstützt sie das Lemgoer CENTRUM INDUSTRIAL IT (CIIT), das Forschungs- und Entwicklungszentrum für die industrielle Automatisierung. Wegen der Coronavirus-Pandemie wurde aus dem Wettbewerb für Programmierer, die sich mit künstlicher Intelligenz in der Industrie beschäftigen, eine rein virtuelle Veranstaltung. Die LZ sprach mit den Organisatoren.
Was ist die AICommunityOWL?
Margarethe Nickel: Die Community ist frisch gegründet mit dem Ziel, eine offene Gruppe für alle zu werden, die an Künstlicher Intelligenz (KI) in der Industrie interessiert sind. Sie ist also insbesondere für Einzelpersonen offen, deren Arbeitgeber nicht unbedingt hinter deren Interesse an KI stehen muss.
Lukasz Wisniewski: KI ist ja sehr spannend und geeignet, viele Probleme in Unternehmen in der Industrie zu lösen. Die Community soll international Menschen vernetzen, die an der Entwicklung von KI arbeiten.
Was ist die Schwierigkeit bei der Arbeit mit KI in der Industrie?
Thomas Bischoff: Man muss genug Daten zum Trainieren der KI haben. Für das Training von KI bei der Bilderkennung gibt es Bilddaten-Netzwerke, im Bereich der industriellen KI gibt es sowas noch nicht. Manche Unternehmen haben vielleicht Angst, ihre Daten herauszugegeben. Andere wissen einfach nicht, wie sie die Daten erzeugen oder auswerten können.
Wisniewski: Und dann gibt es Forscher mit Lösungen, aber ohne Daten. Wir wollen beide zusammenbringen.
Nickel: Für viele mittelständische Unternehmen ist KI auch noch ein Fremdwort. Sie belächeln es, haben Angst davor oder sehen den Nutzen noch nicht.
Geben Sie mal ein Beispiel, wie der Einsatz von KI in der Produktion nützlich ist.
Nickel: Wenn man die Energiedaten einer Maschine auswertet, kann man am steigenden Energiebedarf sehen, dass ein Werkzeug bald kaputt geht. So lässt sich etwas schon im Vorfeld reparieren, bevor es bricht. Die Stillstandzeiten werden dadurch reduziert.
Zum Wettbewerb: Wie läuft das ab?
Nickel: Es gibt drei Themengebiete: Industrie, Gebäude-Automatisierung und Smart City. Die Challenge für die Gebäude-Automatisierung stellt Phoenix Contact zur Verfügung, die anderen beiden kommen vom Fraunhofer-IOSB-INA-Institut in Lemgo.
Bischoff: Die Challenges werden intensiv vorgestellt und dann müssen sich die Teams, wie bei Hackathons üblich, selbst finden. Wir geben natürlich Empfehlungen, so dass hinterher in jedem Team alle Fähigkeiten abgedeckt werden. Es sollten nämlich nicht nur Hacker drin sein, sondern beispielsweise auch jemand, der sich mit Grafikdesign auskennt und ein Projektleiter, der die Ergebnisse hinterher auch präsentieren kann. Wir können jetzt schon an den Anmeldungen sehen, dass es sehr international werden wird, weshalb die Sprache Englisch sein wird.
Wisniewski: Wir haben Teilnehmer in mehreren Zeitzonen, von Indien bis zu den USA.
Bischoff: Das hat ja für die Teams auch Vorteile, weil man dann Teilnehmer hat, die weiterarbeiten können, wenn hier Nacht ist. „Follow the sun“ heißt das Konzept.
Auf welchen Servern läuft der Hackathon?
Bischoff: Auch das müssen die Teams selbst für sich lösen. Vorgabe ist: Sie müssen offene Plattformen nutzen. Wir werden vorab die Daten auf einer etablierten KI-Plattform zur Verfügung stellen. Und wir werden auf diversen Social-Media-Kanälen live vom Hackathon berichten. Das gehört heute einfach dazu.
Wisniewski: Es ist aber nicht so, dass wir am Freitag die Keynotes haben und uns dann erst am Sonntag virtuell wiedertreffen.
Nickel: Wir werden zwischendurch immer Sessions anbieten, wo wir auf Fragen eingehen, aber zwischen diesen Slots müssen sich die Teilnehmer selbst organisieren.
Bischoff: Wir wollen aber auch nicht, dass ein Team zwei Tage in die falsche Richtung läuft, denn idealerweise kommen beim Hackathon Lösungen heraus, die sich später in der Industrie auch nutzen lassen.

Das Interview führte LZ-Redakteur Jost Wolf.

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