Bericht

Digitales Typenschild schützt die Umwelt

Klimaneutralität ist das oberste Ziel des European Green Deal. Europa stellt sich damit dem Klimawandel und der Umweltzerstörung entgegen. Dabei betrifft der Punkt „Mobilisierung der Industrie für eine saubere und kreislauforientierte Wirtschaft“ ganz konkret die produzierenden Unternehmen. Es werden neue Geschäftsmodelle für die Kreislaufwirtschaft entstehen und Hersteller müssen nachweisen, dass ihre Produkte klimafreundlich gestaltet und produziert werden.

Mit dem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft verfolgt man das Ziel, Abfallprodukte als Rohstoffe in den Kreislauf zu bringen, Produkte länger haltbar zu machen und mehr zu recyceln. Damit lässt sich die Abfallmenge insgesamt deutlich reduzieren.

Der Weg zu kreislauffähigen Produkten und klimafreundlicher Produktion scheint aber steinig. In der Roadmap des European Green Deal sind die vielen notwendige Schritte aufgeführt, mit denen bis 2050 Klimaneutralität erreicht sein soll. Allein der vollständige Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft umfasst 22 Seiten und beschreibt z.B. den Rahmen für eine nachhaltige Produktpolitik und zentrale Produktwertschöpfungsketten. Langlebige, recyclingfähige und energieeffiziente Produkte, die wiederverwendbar und leicht zu reparieren sind, werden den VerbraucherInnen, der Umwelt und dem Klima zugutekommen.

Neue Vorschriften für mehr Nachhaltigkeit

Die Pläne werden konkret, z.B. mit der Initiative für nachhaltige Produkte. Nachhaltige Produktpolitik wird sicherstellen, dass die Leistungen von Vorreitern in Sachen Nachhaltigkeit schrittweise zur Norm werden. Der Geltungsbereich der Ökodesign-Richtlinie soll dafür über energieverbrauchsrelevante Produkte hinaus ausgeweitet werden, um dann für möglichst viele Waren zu gelten. Vorschriften und Landesgesetze werden daraus folgen. Das heißt, die Industrie muss sich des Themas annehmen, denn die Umsetzung wird in Zukunft zur Pflicht. Für die Industrie stehen diesbezüglich große Zeit- und Kostenaufwände an. Die sich allerdings lohnen werden, denn Experten versprechen sich in naher Zukunft deutliche Wettbewerbsvorteile durch Nachhaltigkeit.

Einerseits werden Datenräume entstehen müssen, die die Industrie aus ihrer Sicht mitgestalten sollte. Andererseits schreitet die Digitalisierung voran und damit auch die Möglichkeit, mit Daten Geld zu verdienen. Dazu muss eine Datenbasis im eigenen Unternehmen geschaffen werden und EntwicklerInnen und Produktverantwortliche müssen verstehen, was notwendig und was möglich ist. Wenn wir uns jetzt einbringen, können wir mitgestalten und die erwähnten Wettbewerbsvorteile sichern.

Digitales Typenschild

Das digitale Typenschild bietet sich als erster und einfacher Schritt in Richtung Nachhaltigkeit an. Bereits seit Ende 2018 arbeiten der ZVEI, die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, die IDTA und verschiedene Hersteller der Automatisierungsbranche daran, wie das Typenschild digitalisiert und die produktbegleitende Dokumentation ohne Papier umgesetzt werden kann. Mit der Verwaltungsschale setzt man dabei auf offene und unternehmensübergreifende Standards.

Die eindeutige Identifizierung des physikalischen Objekts erfolgt beispielsweise über einen QR-Code, der auf dem Produkt angebracht ist. Darüber gelangt man in den digitalen Zwilling, über den aktuelle Dokumente in der jeweiligen Landessprache sowie lokale Zertifikate im Zugriff sind. Durch die Verlagerung in die digitale Welt entfallen Druck- und Logistikkosten für die Papierdokumentation, Ressourcen werden eingespart. Der notwendige Standard ist in der DIN SPEC 91406 beschrieben (Informationen zum physischen Objekt in IT-Systemen). Empfehlenswert ist das knapp zwei-minütige Video der IDTA.

Gut für den Geldbeutel und die Umwelt

Besonders deutlich wird der Beitrag zur Nachhaltigkeit, wenn die Zahlen konkret werden. Die mehrsprachige und oft überflüssige Dokumentation auf Papier spart durchschnittlich 100 t Papier pro Jahr und Unternehmen. Rechnet man für ein Handbuch mit zwei Euro spart das Unternehmen bei einer Massenfertigung von 400.000 Geräten 800.000 Euro. Der deutlich geringere CO2-Fussabdruck durch den Verzicht auf Druck, Transport und Entsorgung kommt hinzu.

Dazu muss lediglich ein QR-Code oder RFID-Chip zu der Verwaltungsschale verlinken. Die Typenschild-Information und weiterführende Daten und Dokumente sind rechtssicher, standardisiert und jederzeit aktuell. Werden Änderungen vorgenommen, z.B. Software-Updates oder Einstellungen am Produkt, sind diese allen relevanten Personen zugänglich. Dokumente können mit Smart Devices direkt im Schaltschrank abgerufen werden. Lästiges oder erfolgloses Suchen nach der aktuellen Dokumentation entfällt. Um mit Daten Geld verdienen zu können, sei es durch smart services oder neue Geschäftsmodelle, ist das Konstrukt der Verwaltungsschale ebenfalls der richtige Weg.

Mit dem digitalen Typenschild ist der erste Schritt gemacht, um die Forderungen des European Green Deal erfüllen zu können. Der nächste Meilenstein ist der digitale Produktpass. Mit diesem Thema beschäftigen wir uns im nächsten Beitrag.

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