Bericht
Digital Twins in Data Spaces
Catena-X und Manufacturing-X sind als Schlagworte jedem bekannt, der sich mit Digitalisierung in der Industrie befasst. Im CIIT-Techtalk am 17. Februar 2023 erläuterte Dr. Birgit Boss den mehr als 70 ZuhörerInnen, was sich dahinter verbirgt und welche Rolle die Verwaltungsschale (Asset Administration Shell, AAS) als Basis für Interoperabilität spielt.
Die Folien des Vortrags stehen hier zum Download bereit: CIITTechTalk_Dr Birgit Boss_DataSpaces_DigitalTwins
Die Videoaufzeichnung finden Sie auf unserem Youtube-Kanal: https://youtu.be/hCEHCKbG9g0
Die Expertin für Digitale Zwillinge und semantische Interoperabilität ist für die Robert Bosch GmbH tätig und engagiert sich seit 2017 in der nationalen und internationalen Standardisierung von industriellen IoT-Systemen, um die Fabrik der Zukunft Realität werden zu lassen. Unter anderem gehört sie dem Vorstand der Industrial Digital Twin Association (IDTA) an und ist Leiterin der Arbeitsgruppe „Semantic Layer including Digital Twins“ von Catena-X.
Standards ermöglichen Interoperabilität
Interoperable digitale Zwillinge sind in beiden Initiativen, Catena-X und Manufacturing-X, ein wichtiger Baustein für den Datenaustausch. Interoperabilität, also die Fähigkeit verschiedener Systeme ohne Brüche zusammenzuarbeiten, wird durch standardisierte APIs und semantische Modelle erreicht. Hier kommen die Verwaltungsschale mit ihren Submodel-Templates sowie das Semantic Aspect Meta Model (SAMM) ins Spiel.
Dr. Birgit Boss: „Technologie wird helfen, den Klimawandel zu bekämpfen, davon sind mittlerweile 83% der Bevölkerung weltweit überzeugt. Nachhaltigkeit braucht Transparenz, die wir mit dem digitalen Produktpass über die gesamte Wertschöpfungskette erzielen können. Die dafür notwendige, standardisierte Datenbasis ist die Verwaltungsschale mit ihren Teilmodellen.“
Datenökosysteme für intelligente Vernetzung
Das Catena-X Datenökosystem fokussiert sich auf die Automobilindustrie und gilt als industriepolitisches Leuchtturmprojekt für die Digitalisierung von Lieferketten. „Catena-X bietet einen Datenraum, in dem alle an der Wertschöpfung Beteiligten zusammenarbeiten können. Durch die große Anzahl der Fahrzeuge und ihrer Zulieferteile ergibt sich eine sehr große Menge an Daten und Verwaltungsschalen. Wir setzen hier auf Dezentralität. Es gibt keine zentrale Plattform und jeder Player behält die Hoheit über seine Daten“, unterstreicht Birgit Boss die notwendige Skalierbarkeit sowie Relevanz, die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten.
Mehr als 500 Personen arbeiten derzeit an und in dem Datenraum, um diesen ins Leben zu rufen. Die diesjährige Hannover Messe dürfte spannend werden, da die erste Betreibergesellschaft gerade ausgewählt wurde.
Das Projekt Manufacturing-X nimmt sich Catena-X als Vorbild. Ziel ist es, die Lieferketten der Industrie branchenübergreifend zu digitalisieren und einen Datenraum für die Industrie 4.0 zu schaffen. Hier werden mehrere Domänen abgedeckt, wobei Automotive und damit Catena-X ein Teil davon sein wird. Jede Branche wird ihren eigenen Datenraum aufbauen. Damit über diese Sektoren hinweg Daten transferiert werden können, sind gemeinsame Standards zwingend notwendig.
„Wir überlegen sehr genau, welche Anwendungsfälle sinnvoll sind. Derzeit arbeiten verschiedene Organisationen an denselben Fragestellungen, z.B. dem CO2-Fussabdruck. Es muss sich in Kürze zeigen, welches Modell sich durchsetzen wird. Andernfalls wird die cross-Sektor-Kommunikation nur schwer umzusetzen sein,“ so Birgit Boss. Denn nur die intelligente und branchenübergreifende Vernetzung der Daten liefert transparente Informationen für eine nachhaltige Fertigung und echte Kreislaufwirtschaft.
Der digitale Zwilling ist der Schlüssel
Der Digitale Zwilling bildet die Basis für dafür notwendige semantische Interoperabilität. Die IDTA (Industrial Digital Twin Association) treibt diese Schlüsseltechnologie für Industrie 4.0 mit den Teilmodellen für verschiedene Anwendungsfälle maßgeblich voran. Sie stellt Spezifikationen für die Verwaltungsschale bereit und bringt Industrie 4.0 in die Umsetzung.
Abschließend erläuterte Birgit Boss anhand von Beispielen, wie ein Projekt zum digitalen Zwilling sinnvoll auf- und umgesetzt werden kann. Sie zeigt u.a. das PLM Portal bei Bosch Rexroth, das Service für Kunden deutlich verbessert, indem die Informationen zu einem Produkt über einen digitalen Zwilling gebündelt werden. Auch der digitale Lebenslauf von Produkten liefert einen großen Mehrwert, da sich durch transparente Prozesse und Daten ca. 20% der Fehler vermeiden lassen.
Gelangen Sie hier zu dem Whitepaper, das Sie in vier Schritten zum datengetriebenen Projekt führt.
Nächster CIIT-Techtalk
Der nächste CIIT-Techtalk findet am Freitag, 17. März 2023, 12:30 – 13:30 Uhr, zum Thema „5G meets WLAN-Performance“ mit Alexander Bendler statt.
Der Mobilfunkstandard 5G gilt als Schlüsseltechnologie, um die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu beschleunigen. Auch als Enabler für die smarte Produktion ist 5G in aller Munde. Mit dem Wi-Fi 6E Standard gibt es jetzt Konkurrenz im WLAN (Wireless Local Area Network). Doch bietet dieser die gleichen Möglichkeiten?