Bericht

Im CIIT-Techtalk am 4. November 2022 erläuterte Sina Kämmerling, Mitgründerin und CEO des jungen Softwareunternehmens FINDIQ, warum „Wissen“ als dritter Erfolgsfaktor im Maschinenservice relevant ist. Investitionen in den Transfer sollten in Krisenzeiten nicht ausgesetzt, sondern ergebnisorientierter getätigt werden. Maschinenbauer und -betreiber können „Wissen“ als Hebel nutzen, um Maschinenservice als gewinnbringenden Geschäftstreiber zu entwickeln.

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Maschinenservice in Krisenzeiten

In Zeiten multipler Krisen rückt der Erhalt des Kerngeschäfts in den Vordergrund. Investitionen in neue Technologien und Geschäftsmodelle werden bedachter und auf Basis anderer Entscheidungskriterien getätigt: Sie müssen ein reelles Problem lösen und schnell einen Return on Invest erzielen. Dieser Paradigmenwechsel hat auch Einzug erhalten in den Maschinenservice. Wo zuvor viel Zeit für die Gewinnung von Maschinendaten oder hohe Investitionen für die Einführung von Systemen aufgewendet wurde, braucht es jetzt die Reflexion: Reichen Daten und Systeme allein, um den großen Serviceherausforderungen „Fachkräftemangel“ und „Produktionsausfall“ entgegenzustehen?

Wissenstransfer hat maximale Relevanz

Zuerst sensibilisiert Sina Kämmerling die TeilnehmerInnen dafür, die Perspektiven von Maschinenbauern und -betreiben zusammenzuführen, um gemeinsame, d.h. besonders relevante Anknüpfungspunkte zu identifizieren. Dazu erklärt sie die jeweils veränderte Bedeutung des Maschinenservice für die Diversifikation des Maschinenbauers und Lieferfähigkeit des Betreibers. Aus ihrer Forschung und Marktbeobachtung erläuterte sie viele interessante Fakten zum Status Quo der Servicewelt: „Nur 50% der Maschinenfehler sind vorhersagbar, für die andere Hälfte ist Expertenwissen notwendig. Wir sehen aber, dass der Fokus meist auf der Visualisierung und Verarbeitung von Maschinendaten liegt. Das Wissensmanagement steht für viele nicht an erster Stelle. Obwohl die Arbeitsstelle eines erfahrenen Servicetechniker heute schon 185 Tage unbesetzt bleibt.“

Die Vortragsfolien finden Sie hier: 2022_11_04_FINDIQ_CIIT_Tech_Talk

Pragmatische Ansätze und digitale Lösungen

Daher motiviert sie sowohl den Maschinenbauer als auch den Maschinenbetreiber zur Digitalisierung. Denn mit digitalen Services als Basis wird der Transfer von Servicewissen zum Erfolgsfaktor für beide Partner. „Wichtig ist uns, einen schnellen und niederschwelligen Einstieg in den Wissenstransfer zu finden. Das gelingt uns über Mitarbeiter, die ihr Wissen gerne teilen, z.B. weil sie in Rente gehen und ihr Know-how weitergeben möchten,“ so Sina Kämmerling. Wie das in Unternehmen mit einem Test-Use-Case gelingt, beschreibt sie anhand von bereits umgesetzten Beispielen aus der Praxis.

Abschließend stellt sie ergebnisorientierte Möglichkeiten zum Wissenstransfer vor. Im Mittelpunkt steht eine Diagnose- Software, die innerhalb von fünf Tagen das notwendige Expertenwissen zu bestimmten Maschinen oder Anlagen digitalisiert. Damit kommt auch ein unerfahrener Techniker mit sechs Klicks zu einer Lösung.

„Damit gehören unübersichtliche Bedienungsanleitung und uneindeutige Fehlercodes der Vergangenheit an. Das intelligente Assistenzsystem führt den Maschinenservice zum Erfolg und geht endlich über einzelne Leuchtturm-Projekte in Unternehmen hinaus,“ so Sina Kämmerling zum Abschluss des Vortrags.

Über Sina Kämmerling:

Sina Kämmerling ist Mitgründerin und CEO von FINDIQ, einem jungen Software-Unternehmen aus Ostwestfalen-Lippe. Mit FINDIQ hat sie sich zur Aufgabe gemacht, den Wissenstransfer im Maschinen- und Anlagenbau als existenziellen Geschäftstreiber zu erschließen. Im Dialog mit den Unternehmen plädiert sie daher dafür, den Menschen und sein Wissen als Erfolgsfaktor jeder Digitalisierungsmaßnahme zu sehen.

Diese Erfahrung entnimmt sie ihrer vorherigen Tätigkeit als Digitalisierungsberaterin, u.a. bei Ernst & Young und der UNITY AG in Paderborn. Neben dem Vertrieb ist sie bei FINDIQ auch verantwortlich für die Unternehmensentwicklung und baut aktuell das Team mit weiteren Software- und IndustrieexpertInnen aus.

Save the Date

Die nächste Ausgabe des CIIT-Techtalks findet am 12. Dezember 2022 statt. Dominik Witt berichtet, wie Expertenwissen und künstliche Intelligenz verbunden werden, um digitale Beratung komplexer Prozesse und Portfolios zu ermöglichen. Er ist Chief Operating Officer und Mitgründer des Startups PHAINA aus Bielefeld, das aus den Herausforderungen der Böllhoff-Gruppe entstanden ist.